Impfungen
RHD (Chinaseuche)
Die Rabbit Haemorrhagic Disease (RHD) ist eine hoch ansteckende Viruserkrankung der Kaninchen. Sie trat erstmals 1984 in China auf. Deshalb ist sie auch unter dem Namen "Chinaseuche" bekannt. Mittlerweile hat sich die Seuche nahezu weltweit ausgebreitet und kommt überall dort vor, wo das europäische Wildkaninchen heimisch ist.
Erreger der RHD ist ein Calicivirus, das in zwei Varianten auftritt. Es wird zwischen dem länger bekannten RHD-Virus vom Typ 1 und dem erst seit wenigen Jahren auftretenden Typ 2 unterschieden. Beide Virustypen sind äußerst widerstandsfähig und in der Umwelt bis zu drei Monate überlebensfähig.
Infizieren können sich Kaninchen über direkten Kontakt mit Sekreten infizierter Tiere sowie über kontaminiertes Futter und andere Gegenstände. Aber auch Fliegen können den Erreger auf Kaninchen übertragen. Nach der Infektion kommt es innerhalb von drei Tagen zur Erkrankung.
Erkranken die Tiere, verenden sie meist innerhalb weniger Stunden. Heute treten nur noch selten mildere Verlaufsformen auf. Aber auch dann können nur die Symptome behandelt werden.
Prophylaxe
Auf Grund des dramatischen Verlaufs und der fehlenden Therapiemöglichkeiten sollte jedes Kaninchen gegen RHDV1 und RHDV2 geimpft werden.
Jungtiere sollten bereits mit 4 bis 6 Wochen geimpft werden. Dann sind die Tiere geschützt, sobald sie so alt sind, dass das Virus eine Gefahr für sie darstellt. Damit das Kaninchen dauerhaft gegen die RHDV1/V2 geschützt ist, muss die Impfung einmal jährlich aufgefrischt werden.
Es steht seit 2020 ein neuer Kombinationsimpfstoff zur Verfügung, der vor Myxomatose, RHD 1 & RHD 2 schützt und nur einmal jährlich gegeben werden muss.
Nobivac® Myxo-RHD PLUS
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Myxomatose
Die Myxomatose, die auch "Kaninchenpest" genannt wird, ist ebenfalls eine hoch ansteckende Erkrankung der Kaninchen. Sie wurde erstmals zu Beginn der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts in Europa nachgewiesen.
Erreger der Myxomatose ist ein Leporipoxvirus. Die Infektion kann durch stechende Insekten erfolgen. Die größte Bedeutung besitzen dabei der Kaninchenfloh und Mücken. Die Ansteckung ist aber auch über kontaminiertes Futter sowie Kontakt mit erkrankten Tieren möglich.
Nach der Infektion vermehrt sich das Virus zunächst in den regionalen Lymphknoten und breitet sich dann im ganzen Körper aus.
Die Krankheit tritt in zwei Formen auf - der knotigensowie der ödematösen Form. Gelegentlich können die beiden Formen auch kombiniert auftreten.
Die ödematöse Form ist die am häufigsten auftretende Form. Hierbei kommt es durch Wassereinlagerungen in der Unterhaut zu Schwellungen (Ödemen) vor allem im Gesichtsbereich. Die Schwellungen sind besonders deutlich an den Lidern, der Nase und den Lippen erkennbar. Aber auch Rachen und Atmungstrakt können betroffen sein. Die Tiere können dann nicht mehr richtig schlucken und fressen nicht mehr. Die Schwellungen können auch den Bereich um den After und die Geschlechtsöffnung betreffen. Durch bakterielle Sekundärinfektionen kann es zu eitrigem Ausfluss aus Nasen und Augen sowie zu Lungenentzündungen kommen.
Etwas milder als die ödematöse Form verläuft meist die knotige Form. Es entstehen knotige Verdickungen in der Haut und Unterhaut, die sich v.a. am Kopf sowie im Bereich der Geschlechtsöffnung und des Afters befinden. Die Verdickungen platzen auf und heilen dann nur langsam ab. Bei dieser Form der Erkrankung ist das Allgemeinbefinden der Tiere nicht so stark beeinträchtigt wie bei der ödematösen Form.
Eine Therapie gegen die Myxomatose besteht nicht und die Tiere sterben in der Regel nach einigen Tagen bis Wochen an Entkräftung. Bei milderen Verlaufsformen kann eine unterstützende Therapie eingeleitet werden, die aber nicht das Virus selbst bekämpfen kann.
Prophylaxe
Wie die RHD gehört die Myxomatose zu den Krankheiten, gegen die jedes Kaninchen geimpft werden sollte. Die Erstimpfung kann ab 4 bis 6 Wochen durchgeführt werden.
Auch für die Myxomatose gilt, dass eine regelmäßige Auffrischung der Impfung notwendig ist, um einen dauerhaften Schutz der Kaninchen zu gewährleisten. Bisherige Impfstoffe sahen eine Wiederholungsimpfung alle sechs Monate vor. Ein Kombinationsimpfstoff mit RHDV1 erfordert nur noch eine Auffrischung der Impfung alle 12 Monate.
Nobivac® Myxo-RHD PLUS
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Neuer Impfstoff Nobivac® Myxo-RHD PLUS
18. April 2020/0
Seit ein paar Wochen ist ein neuer Impfstoff, der Nobivac® Myxo-RHD PLUS, auf dem Markt. Im Gegensatz zum Vorgänger (Nobivac® Myxo-RHD), schützt er nicht nur vor Myxomatose und RHD1, sondern auch vor RHD2. Das heißt, mit diesem Impfstoff können alle drei relevanten Kaninchenseuchen abgedeckt werden.
Welche Möglichkeiten der Impfung gibt es noch?
Mit der Einführung des Impfstoffes, wurde die Produktion des Vorgängers ohne RHD2-Komponente eingestellt, so dass langfristig dieser nicht mehr verimpft werden kann. Damit ergeben sich neue Impf-Optionen:

Wann sollte man umstellen?
Das ist jedem Halter selbst überlassen und sicherlich auch davon abhängig, wie die Tierärzte im Umkreis impfen.
Was muss bei der Umstellung beachtet werden?
Kaninchen, die aktuell einen Impfschutz gegen Myxomatose haben, aber keinen vollständigen RHD2 und RHD1-Schutz, müssen bei der ersten Impfung mit Nobivac® Myxo-RHD PLUS zusätzlich mit RHD1/2 geimpft werden (z.B. mit Filavac). Im Folgejahr können sie ganz normal mit Nobivac Myxo-RHD Plus geimpft werden.

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Ist der neue Impfstoff sicher?
Der Impfstoff wurde in mehreren Studien an Versuchskaninchen erprobt und nur zugelassen, da er eine gute Wirksamkeit aufwies.
Leider sind einige Halter verunsichert, nachdem ein RHD1-Einzelimpfstoff in der Vergangenheit überstürzt gegen RHD2 zugelassen wurde und in seiner Wirkung versagte. Allerdings handelte es sich dabei um einen alten Impfstoff, dessen Zulassung auf RHD2 erweitert wurde, obwohl er keine RHD2 Komponente enthielt.
Der Nobivac Myxo-RHD Plus® ist hingegen neu entwickelt, es handelt sich um eine Weiterentwicklung des alten Impfstoffs, der neue Impfstoff enthält eine RHD2-Komponente!
Natürlich ist der neue Impfstoff noch nicht allzu lange zugelassen, so dass bisher wenige Langzeit-Erfahrungswerte zu ihm vorliegen. Die guten Erfahrungen mit dem Vorgänger, der lediglich weiter entwickelt wurde, lassen uns allerdings davon ausgehen, dass auch der neue Impfstoff die Versprechen erfüllt.
Vorteil: ein Jahr Wirksamkeit
Bei den Nobivac-Impfstoffen handelt es sich um Vektorimpfstoffe. Vektorimpfstoffe verbinden die Vorteile von Lebendimpfstoffen hinsichtlich einer raschen und lang anhaltenden Immunität mit der hervorragenden Sicherheit. Dadurch schützen diese Impfstoffe tatsächlich ein Jahr lang vor Infektionen und müssen nicht halbjährlich verimpft werden.
Vorteil: Herstellung ohne Kaninchen zu infizieren und zu töten
Zur Herstellung der meisten Impfstoffe (mit Ausnahme des Impfstoffes NOBIVAC Myxo-RHD und Nobivac® Myxo-RHD PLUS) werden gesunde Kaninchen künstlich infiziert und anschließend der Impfstoff aus der Leber gewonnen. Dabei wird für etwa 30.000 Impfdosen ein Kaninchen infiziert und getötet. Aus Tierschutzsicht ist dies sehr kritisch zu beurteilen. Letztendlich quält und tötet man andere Kaninchen, um die eigenen zu schützen, was dazu führt, dass man das Leben des eigenen Kaninchens über das von anderen Kaninchen stellt. Deshalb sollte man nach Möglichkeit auf den Impfstoff NOBIVAC Myxo-RHD PLUS ausweichen, er schützt vor RHD, RHD2 und Myxomatose, ohne dass andere Kaninchen getötet und gequält werden.
Allerdings werden alle Kaninchen-Impfstoffe in Tierversuchen getestet um eine Zulassung zu erzielen. Dies garantiert eine gute Verträglichkeit und Wirksamkeit, geht aber natürlich auf Kosten der Versuchstiere.
Quelle: Kaninchenwiese
